Aktuelles aus München
Das kjr Willkommen team bei der Abschiedsparty

Danke für die geile Zeit! - Abschied vom WiM-Team des KJR

Wir nehmen Abschied von unseren Namenszwillingen: Willkommen in München Team des KJR

Wir werden Euch vermissen!

Ein Nachruf.

Besorgt wurden wir von einigen gefragt: Werdet ihr zum Ende des Jahres eingestellt? Die gute Nachricht zuerst: Nein. Willkommen-in-München.de und das Netzwerk wird es auch in 2018 noch geben. Die Schlechte: Das Willkommen-in-München-Team des Kreisjugendring München-Stadt (KJR), Netzwerkpartner fast von Anfang an, wird es ab Januar 2018 leider nicht mehr geben.

Liebes Willkommen in München-Team,
ihr werdet uns fehlen!

Nicht nur, weil es aufgrund von Eurer Namensgleichheit immer wieder zu interessanten Verwirrungen und Missverständnissen kam. Sondern weil ihr eine gute und wichtige Arbeit geleistet habt. Dabei habt ihr auf allen Kanälen gute Laune verströmt und wart für neue Ideen und Ehrenamtliche immer super unkompliziert und offen. Euer Humor und eure Lebensenergie werden eine Lücke hinterlassen.

Ihr habt junge Geflüchtete und insbesondere unbegleitete Minderjährige mit den Bestandsstrukturen im Sozialraum vernetzt. Ihr habt selbst einiges initiiert und wart immer kooperativ und verbindend. Während viele nur die unbegleiteten Minderjährigen im Blick hatten, richtete sich Eure Arbeit an die „größte“ Flüchtlingszielgruppe, die aber leider oft nicht gesondert betrachtet wird: die jungen, überwiegend männlichen Heranwachsenden. Da waren unbegleitete Minderjährige dabei - aber eben nicht nur. Argumentiert worden ist für Euer Projekt in 2014 mit der Ankunftssituation. Und das Fehlen dieser „Ankunftssituation“ ist nun das Argument, dass es Euch nicht mehr bräuchte.

Nach Ankunft kommt Alltag

Es ist ein Fehlschluss zu denken, alle Ankunftsstrukturen können, wenn die Ankunftssituation beendet ist, eingedampft werden und falls man sie doch wieder benötigt, problemlos hochgefahren werden. Einige Fachgremien, Beiräte und Studien z.B. der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen sagen deshalb – reine Flüchtlingsprojekte können und sollten eingestellt werden und stattdessen die Bestandsstrukturen geöffnet und gestärkt werden. Denn laut Expertengremien werden spitz fokussierte Flüchtlingsprojekte weder gebraucht, noch mehr gut angenommen. Zudem befördern sie sozialen Unfrieden und stützen die erstarkende Rechte. Die Flüchtlingshilfe sollte deshalb zur Integrationshilfe gewandelt werden und bestehende Angebote allgemein besser zugänglich und offener gestaltet werden. Dem stimmen wir grundsätzlich auch zu.
Doch all dies verkennt in Fällen wie beim KJR Willkommen in München oder auch bei Iniko von Refugio, dass es „Ankunftsprojekte“ gibt, die von Anfang an darauf abzielten, Integrationsarbeit zu leisten und Flüchtlingshilfe durch Bestandsstrukturen zu ermöglichen. Sie müssen nicht gewandelt werden, sie tragen die Wandlung in sich.
KJR Willkommen in München hat junge Flüchtlinge aus ihrer Isolation geholt und mit den vielfältigsten Strukturen, Einrichtungen und Projekten aus dem Münchner Bestand vernetzt - und zwar trägerübergreifend und nicht auf den Jugendring fokussiert. Sie waren von Anfang an eine Unterstützung für die Bestandsstrukturen, da sie sie maßgeblich in der Vernetzungs- und Kontaktarbeit entlastet haben. Weil sie ihnen schnell als erfahrener Partner zur Seite stehen konnten, um bestehende Angebote zu öffnen und an die neuen Bedarfe anzupassen. Konflikte, die sich in dem neuen Feld ergaben, haben sie aufgefangen. Und sie wurden eine Brücke des Sozialraumangebots zu jungen Geflüchteten, auch wenn diese nicht mehr in Wohnheimen und Wohngruppen gebündelt anzutreffen waren. All dies ist genau die Unterstützung, welche die Bestandsstrukturen künftig brauchen.

Der Übergang von Flüchtlingshilfe zu Integrationsarbeit muss nahtlos sein

Es bleibt zu hoffen, dass bevor noch mehr gute Projekte in München vor der gleichen Situation stehen, in den Köpfen der Entscheidungsträger folgende Dinge ankommen:

  • Auch wenn keine neuen Geflüchteten ankommen, so sind sie dennoch hier! Männer, Frauen, Kinder, Familien – alt und jung. Die meisten leben weiterhin als anerkannte Fehlbeleger in Unterkünften, als junge Erwachsene fällt es ihnen schwer mit Azubigehalt und Migrationshintergrund alleine in eine WG zu ziehen. Die, die es schaffen, brauchen trotzdem Ansprache und Anbindung.
  • Wichtig ist (vor allem jetzt) „Nahtlosigkeit“ - vor einem „netten“ Konzept. Wir müssen aufhören in den Silos „Asylbewerber“, „anerkannte Flüchtlinge“, „Migranten“ usw. zu denken, selbst wenn es nicht möglich ist alle Töpfe zusammenzuschmeißen. Die Integration ist ein fließender Prozeß und beginnt mit der Ankunft. Die Ehrenamtlichen als tragende Säule haben ohnehin noch nie den Unterschied zwischen Flüchtlingshilfe udn Integrationsarbeit gesehen.
  • Menschen sind nicht beliebig skalierbar. Das Team, das sich über drei Jahre Kontakte und Wissen aufgebaut hat, aber dann eingestellt wurde, ist tatsächlich eingestellt: die Mitarbeiter bekommen neue Aufgaben, wenn nicht sogar neue Arbeitgeber, die Büroräume sind schnell verteilt. Erfahrene Sozialpädagogen wird eine teure Stadt wie München angesichts Fachkräftemangels schnell an die Peripherie verlieren und erfahrene Quereinsteiger werden sich vermutlich wieder aus den Sozialberufen zurückziehen. Kommt es wieder zur sogenannten „Ankunftssituation“, kann nichts „hochgefahren“ werden. Nachhaltiges Investment: leider keines.

Mit dem Ende von Willkommen in München des KJR entsteht eine große Versorgungslücke für junge Heranwachsende.

Ein Trostpflaster gibt es: in abgespecktem Team und Ressourcen macht zumindest die LOK Arrival als Jugend- und Begegnungszentrum in der Bayernkaserne weiter. LOK Arrival war Bestandteil des Willkommen in München Team. Aus übertragenen Restmitteln kann die wichtige Verstetigung gewährt werden - aber nur bis Ende 2018. Dann ist auch dort Schluss.

Liebes Willkommen in München - Team,
es bleibt uns nur Euch zu danken und uns mit einer Teenie-Schnulze standesgemäß zu verabschieden:

„Ja ich weiß es war ne geile Zeit und hey es tut mir leid, es ist vorbei“

Autor*In:
Marina Lessig & Triz Heider